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Sandra Heimerzheim
„Ich mag es dreckig!“ ist mein erster Satz in kalligraphischen Vorstellungsrunden. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für die Schönheit im Chaos. Mit ca. 14 Jahren begann ich mit Collagen und Mixed Media Art. Collagen mussten von Anfang an Schrift beinhalten. Also sammelte ich alte Bücher, aus denen ich Zitate ausschnitt und fand auf einem Flohmarkt eine uralte Schreibmaschine. Einzelne oder wenige Wörter entfalten in einer Collage eine wunderschöne Kraft. Irgendwann mit 17 oder 18 wollte ich meine Texte dann selbst schreiben können und kämpfte mich fortan mal mehr, meistens weniger erfolgreich durch unzählige Kalligraphiebücher und Workshops.
Nur selten benutze ich Schriftvorlagen. Mein Ziel ist nicht ein weißes Blatt mit perfekt kopierten, aneinandergereihten Buchstaben. Selbst wenn ich mit einer Schriftvorlage beginne zu üben, werde ich sehr schnell ungeduldig, rolle ein paarmal mit den Augen, lege die Vorlage weg, schreibe einfach drauf los und heraus kommt etwas, das irgendwie an eine klassische Schrift ‚mit Namen und Titel‘ erinnert, aber gleichzeitig anders ist. Letztendlich macht für mich erst dann alles einen Sinn, wenn man seinen eigenen Impulsen folgt. Gleiches gilt für die Planung von Werken. Ich bin keine Theoretikerin und habe von Materialkunde, Schreibtechnik und klassischer Schriftkomposition so viel Ahnung wie von Atomphysik. Richtig glücklich bin ich erst, wenn ich bis zu den Ellbogen in Farbe, Leim und Tusche stecke, meine Lieblingsmusik höre und einfach mal gucke, was passiert.
Die Frage, woher ich meine Inspirationen erhalte, habe ich noch nie verstanden. Ich wüsste nicht, wie ich mir Ideen „verschaffen“ oder „erarbeiten“ könnte. Entweder sie kommen oder nicht. Meinte Tochter sagte mal zu mir: „Mama, ich bräuchte eigentlich drei Köpfe, um alle meine Ideen unterzubringen.“ Genau so! Hat sie von mir.
Nachdem ich die Ausstellung – damals noch Magie der Schrift – als Besucherin erleben durfte, war mir völlig klar, dass ich beim nächsten Mal mitmachen musste. Im chronischen Zeitmangel des Alltags einen Grund haben, mich künstlerisch zu betätigen, gemeinsam zu erschaffen und auf etwas Besonderes hinzuarbeiten – deshalb mache ich mit. Nun ist schon das übernächste Mal, ich wundere mich immer noch, wie unfassbar anstrengend und gleichzeitig zauberhaft die lange Vorbereitungszeit ist und kann es kaum erwarten!
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